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Konzernverantwortung und Kirchenverantwortung

Das Ja zur Initiative scheint in weiten Kreisen der Kirche eine Selbstverständlichkeit zu sein. Das ist es - auch wenn man zustimmt - nicht.

 

Bei den vielen Kovi-Statements kirchlicher Körperschaften - von der EKS bis zu zahllosen Kirchgemeinden - ist mir höchst unwohl. Die meisten von ihnen sind öffentlich-rechtliche Körperschaften oder von solchen getragene Organisationen. Das zwingt sie zwar nicht zu politischer Neutralität, aber mindestens zur Berücksichtigung der möglichen Legitimität von jeweils anderen als den ihnen richtig erscheinenden Optionen. Anders gesagt: Die Latte für Stellungnahmen kirchlicher Körperschaften zu Abstimmungen muss hoch gelegt werden. Legitim sind solche Statements, wenn die Kirchen sich trauen (oder sich gezwungen sehen) zu sagen, man könne in christlicher Verantwortung nicht anders entscheiden. Das wäre aus meiner Sicht etwa der Fall, wenn über eine Initiative zur Einführung der Todesstrafe entschieden werden müsste. Bei der Kovi ist diese Bedingung hingegen nicht erfüllt.

 

Gegen politische Statements von Personen, Bewegungen und sonstigen Gruppierungen der Kirche hingegen ist nichts einzuwenden (Pfarrvereine sind da schon ein Grenzfall). Auch entwicklungspolitische Organisationen sollen sich selbstverständlich äussern und ihre Stellungnahmen mit ihren einschlägigen Kompetenzen und Erfahrungen begründen.

Ich selbst bin ein Befürworter der Kovi - nach langem Überlegen und aufgrund einer grossen Menge an Informationen und Argumentationen. Der lange Weg zu meiner eigenen Entscheidung hat mir gezeigt, dass man in guten Treuen auch zu einem Nein zur Kovi kommen kann. Es genügt eben nicht, allein aufgrund der Maximen (Menschenrechte und Umweltstandards überall in der Welt durchsetzen) zu entscheiden. Man muss sich mit den Details der Umsetzung, mit möglichen Nebenfolgen und unbeabsichtigten Wirkungen auseinandersetzen. Das hat die Menschenrechtsspezialistin Ariane Lüthi kürzlich in der „Republik“ in einer grossen dreiteiligen Untersuchung auf mustergültige Art getan.

 

Ohne sich solche Mühe zu machen, ist ein Kovi-Ja wenig fundiert. Das fundierte Ja hingegen ist eines, das dem fundierten Nein nicht jegliche Legitimation absprechen kann. Das Meer der fliegenden Kirchenfahnen pro Kovi ist mir zu triumphal, zu insiderisch, zu moralistisch. - Sorry, liebe Kirchenleute!

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